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AUFFÜHRUNGSDAUER: ca. 1:30 Min.

VERLAG: Belmont Music Publishers

Arnold Schönberg war sowohl in seinem kompositorischen als auch bildnerischen Werdegang Autodidakt. Das Studium der Partituren seiner Vorbilder, darunter Bach, Mozart und Beethoven, ließen in ihm den Wunsch wach werden, selbst zu komponieren. Bis zu seinem siebzehnten Lebensjahr beschränkten sich diese Versuche nach eigenen Angaben auf »Imitationen solcher Musik, die mir zugänglich war. Die einzigen Quellen, aus denen ich schöpfen konnte, waren Violinduette und Arrangements von Opernpotpourris für zwei Violinen, wozu noch die Musik gerechnet werden darf, die ich durch Militärkapellen kennenlernte, die in öffentlichen Gärten Konzerte gaben.« (»Rückblick« 1949) Den einzigen nachweisbaren Unterricht erhielt Schönberg durch seinen späteren Schwager Alexander Zemlinsky, den er im Herbst 1895 kennengelernt hatte. Zemlinsky war damals Leiter des Wiener Amateurorchesters »Musikalischer Verein Polyhymnia«. Laut Zemlinskys Angaben bestand das Vereinsorchester lediglich aus ein paar Violinen, einer Bratsche, einem Cello (Arnold Schönberg) und einem Kontrabaß.

Schönbergs Stück für Violine und Klavier in d-Moll entstand vermutlich um 1893/94, als er als Gehilfe des Wiener Bankhauses Werner & Co. angestellt war. Das Thema des Werkes ist konventionell achttaktig gestaltet, wobei jedoch der zweite Teil durch seinen geraden Rhythmus gegen den Strich gebürstet ist. Dem Achttakter folgt ein das Thema weiterspinnender Teil, der durch die Verdichtung der musikalischen Gestik auf sieben Takte verkürzt wird. Nach einer ganztaktigen Pause beginnt ein »scherzando«-Teil in F-Dur mit kontrastierend gestalteter Rhythmik und Melodik. Besondere Sorgfalt wandte der junge Komponist auf die Rückführung zum ersten Teil an. Hier tritt das Klavier erstmals aus der Rolle als pure Begleitstimme heraus und beginnt einen Dialog mit der Violine. In dem kurzen Stück zeigt sich Schönbergs Orientierung an den klassischen Vorbildern, kombiniert mit einer experimentierfreudigen Harmonik und Formgebung.

Therese Muxeneder
© Arnold Schönberg Center