>>> Quellen

ENTSTEHUNGSZEIT: 1945

AUFFÜHRUNGSDAUER: ca. 2 min.

VERLAG: Belmont Music Publishers

Der Dirigent Leopold Stokowski, bedeutender Förderer Schönbergs in den Vereinigten Staaten, bat den Komponisten am 26. Juni 1945 brieflich um eine kurze Fanfare, die eines seiner Sommerkonzerte mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra in der Hollywood Bowl eröffnen sollte. Fanfaren erfreuten sich damals großer Beliebtheit. Einige Jahre zuvor landete Aaron Copland einen Publikumserfolg mit seiner »Fanfare for the Common Man«, die auf Anregung des Dirigenten Eugène Goossens entstand, der damit die Moral der kriegsführenden Nation heben wollte. Stokowski schlug vor, Schönberg könne die Komposition der »Army, Navy, Air Force, einer der Vereinten Nationen, oder einer anderen patriotischen Idee« widmen. Als Schönberg eine Woche später auf den Brief reagierte, musste er zunächst die Widmungsfrage klarstellen: »Gerade als mir klar wurde, wie ich eine Fanfare für Sie schreiben könnte, entdeckte ich auf Ihrem Briefpapier, dass dem Komitee der Hollywood Bowl noch immer dieselben Leute angehören, die mich systematisch aus dem öffentlichen Musikleben in Los Angeles ausschließen. Ich will mich in keinerlei Verbindung mit diesen Leuten begeben und deswegen kann ich nichts für sie schreiben. Aber ich habe entschieden, dass ich das Stück als Zeugnis unserer Freundschaft für Sie schreiben und Ihnen widmen werde.« Schönberg präsentierte Stokowski zwei Varianten: Im »Tanz um das goldene Kalb« aus seiner Oper »Moses und Aron« gäbe es zwei oder drei Fanfaren, welche zwar relativ kurz seien, jedoch in seinem neuesten Stil, also zwölftönig komponiert. Bereits skizziert habe er eine Fanfare zu drei Motiven aus den »Gurre-Liedern«, die mit dem »Sonnenaufgang« in C-Dur endet.

Stokowski zeigte sich ob der Vorschläge geehrt und vertraute auf Schönbergs Entscheidung für die richtige Variante. Dieser beschloss den bereits begonnenen Entwurf weiter auszuarbeiten. Am 18. Juli 1945 berichtete er Stokowski, dass er die Fanfare fertig komponiert und bereits zu zwei Dritteln instrumentiert habe. Aufgrund von »Augenproblemen« konnte er die Partitur jedoch nicht beenden. »Ich kann kaum zehn Minuten schreiben und muss dann eine Stunde oder mehr ruhen. Montags habe ich einen Termin beim Augenarzt und wenn die neue Brille zufriedenstellend ist, wird die Partitur in 3 bis 4 Stunden fertig sein.« Schönbergs Leiden konnte jedoch nicht mehr kuriert werden. Einige Wochen später schickte sein Assistent Leonard Stein die unvollendete Partitur mit einem Entschuldigungsschreiben an Stokowski. Sie blieb Fragment und wurde nach Schönbergs Tod von Leonard Stein, nunmehr Direktor des Arnold Schoenberg Institute, vollendet. Dieser brachte sie auch bei der Eröffnung des Instituts am 13. Februar 1977 zur Uraufführung.

Sebastian Slameczka | © Arnold Schönberg Center