1. Hemmung (Arnold Schönberg) >>> Text | Quellen

2. Das Gesetz (Arnold Schönberg) >>> Text | Quellen

3. Ausdrucksweise (Arnold Schönberg) >>> Text | Quellen

4. Glück (Arnold Schönberg) >>> Text | Quellen

5. Landsknechte (Arnold Schönberg) >>> Text | Quellen

6. Verbundenheit (Arnold Schönberg) >>> Text | Quellen

AUFFÜHRUNGSDAUER: ca. 13 Min.

VERLAG: Bote & Bock (Boosey & Hawkes)

Arnold Schönberg leitete um 1900 mehrere Gesangsvereine in Wien und unmittelbarer Umgebung. Dabei schrieb er gelegentlich Stücke für seine Sänger, wobei ein Großteil des Stimmmaterials wahrscheinlich mit Auflösung der Ensembles verloren ging. Beinahe 30 Jahre nach seiner aktiven Zeit als Chordirigent erhielt er gleich zwei Kompositionsaufträge, die zu einer erneuten Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Laienmusik führten. Im April 1928 entstanden für das »Volksliederbuch für die Jugend« Arrangements volkstümlicher Melodien für gemischten Chor sowie für Singstimme mit Klavierbegleitung. Einige Monate später, am 5. September 1928, führte Alfred Guttmann, Mediziner sowie engagierter Musikpublizist und -politiker, sich brieflich bei Schönberg ein, er habe sich »um die Hebung der Musikliteratur unserer Sänger seit Jahren bemüht«. Als künstlerischer Beirat des Arbeitersängerbundes fragte er für eine »in Vorbereitung befindliche 2 bis 300 Chöre umfassende Männerchorsammlung […] einen oder zwei Chöre« an. Schönberg war zunächst brüskiert über die Zumutung, sich unter zahlreichen gleichgestellten Komponisten an einer so umfangreichen Sammlung zu beteiligen. Im März 1929 beschloss er jedoch, dem Projekt seine ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Um die Laiensänger nicht zu überfordern, schrieb er einen vierstimmigen tonalen Kanon. Nach drei Vierteln legte Schönberg den Entwurf beiseite und beschloss, ein neues Stück zu schreiben, das sich »meinem eigentlichen Stil recht nahe hält und dennoch nicht so unaufführbar sein dürfte, als es auf den ersten Anblick scheint. Denn die einzelnen Stimmen sind nicht so schwer, aber sehr gesanglich.« Im Bewusstsein der Schwierigkeiten seiner musikalischen Sprache wies Schönberg Guttmann drauf hin, dass beim Proben nicht auf »Akkordwirkung« hin geübt werden dürfe »wie das allerdings beim Männerchor fast ausschliesslich geschieht.«  Schönberg reichte schließlich den Chor »Glück« für die geplante Publikation ein. Zugleich arbeitete er Texte für fünf weitere Männerchöre aus. 1930 vertonte er die übrigen Texte als »Sechs Stücke für Männerchor« op. 35. Im Rahmen der linearen Anlage des Zwölftonsatzes wusste Schönberg den Sängern mit Erleichterungen auf harmonischer Ebene entgegenzukommen. Der Chor »Landsknechte« op. 35/5 beschränkt sich größtenteils auf die Grundreihe und deren Umkehrung im Quintabstand. Sie begünstigt die Bildung von sanglichen Terz- und Sextklängen. Während die Rhythmik vielschichtig ausgearbeitet ist, bleibt der Tonsatz vergleichsweise einfach und bietet hörbare harmonische Schwerpunkte. Dass die Akkorde mit lautmalerischen Imitationen von Pferdehufen und Gewehrsalven verknüpft werden, mag die Sänger zusätzlich motiviert haben. In einem Brief vom Februar 1931 unterstreicht Alban Berg die gelungene Verbindung von populären Elementen und kompositorischem Niveau: »Und dabei scheint mir hinter dem absoluten Ewigkeitswert dieses Opus auch noch etwas Temporäres zu stecken: So wie Du in den herrlichen Texten Dich mit den heutigen Gemeinschaftsideen auseinandersetzt [...] so hat es den Anschein, als ob Du (der Du der jüngeren Generation ja stets alles vorgemacht hast), auch einmal im Nachhinein etwas vormachen und dabei zeigen wolltest, daß solche einfache, sonst nur einer billigen Gemeinschaftsmusik angehörige Formen auch auf höchste Kunstentfaltung und Meisterschaft Anspruch haben.«

Eike Feß | © Arnold Schönberg Center