Thema: Poco allegro
1. Variation
2. Variation: Allegro molto
3. Variation: Poco adagio
4. Variation: Tempo di valse
5. Variation: Molto moderato
6. Variation: Allegro
7. Variation: Moderato
Finale: Moderato

AUFFÜHRUNGSDAUER: ca. 12 Min.

FASSUNGEN:
Fassung für Blasorchester (op. 43a) >>> Quellen
Fassung für Orchester (op. 43b) >>> Quellen

VERLAGE:
G. Schirmer (Music Sales Classical)
Belmont Music Publishers (USA, Canada, Mexico)

Arnold Schönbergs »Theme and Variations« op. 43 sind mit der Besetzung für großes Blasorchester ein Einzelfall im Werkkatalog des Komponisten. Obwohl er in autobiographischen Zeugnissen Militärkapellen als bedeutenden Faktor seiner musikalischen Sozialisation nennt, komponierte er abgesehen von der fragmentarischen »Fanfare for a Bowl Concert« keine Werke für reines Blasorchester. Wie kam es also zu diesem Werk und seiner Besetzung?

Im Januar 1934, zwei Monate nach der Emigration in die Vereinigten Staaten, erhielt Schönberg ein Schreiben von Edwin Franko Goldman, Gründer der American Bandmasters Association. Goldman bat um ein Statement für sein Buch »Band Betterment«, das seine langjährigen Erfahrungen als Bandleiter zusammenfasste. Es handelte sich um den ersten Kontakt des exilierten Komponisten mit der amerikanischen Blasorchesterbewegung. Diese meist semiprofessionellen Kapellen waren vor allem an Schulen und Universitäten etabliert und trugen erheblich zum Renommee der Institutionen bei. Goldman war daran gelegen, das allgemeine künstlerische Ansehen dieser Klangkörper zu steigern: »Ich wünsche mir vor allem einen Kommentar von Ihnen, der die Bedeutung der Band in der musikalischen Welt hervorhebt, ihren musikalischen Wert in künstlerischer wie kultureller Hinsicht […]«. Schönberg kam der Bitte nach – einige Jahre später sollte er das Bandrepertoire durch einen eigenen Beitrag bereichern. Die Idee ging von Carl Engel, Präsident von Schirmer Music aus, bestärkt durch Schönbergs Schwiegersohn Felix Greissle, der bei Schirmer die Abteilung Schulmusik betreute. Im Herbst 1943 nahm Schönberg die Arbeit an dem Werk auf. Schnell war klar, dass seine Komposition eine große Herausforderung für Laienorchester darstellen würde. Um dem Werk weitere Aufführungsmöglichkeiten zu eröffnen, schlug Greissle vor, eine Variante für großes Orchester anzubieten. Schönberg war angetan von dieser Idee und begann parallel an einer Orchesterversion zu arbeiten. Als er Carl Engel in einem Brief vom 10. Juli 1943 vom Fortschritt der Komposition berichtete, zeigte er sich zuversichtlich: »Ich glaube ich habe hier nicht nur ein sehr gutes und wirkungsvolles (tonales) Stück geschrieben, sondern auch damit etwas zustande gebracht, das leicht auch ein geschäftlicher Erfolg werden kann.« Über die formale Gestaltung des Werkes schrieb er ein paar Jahre später: »Es gibt sieben Variationen eines eigenen Themas – ungefähr im Marschcharakter – und ein Finale. Generell schreiten die Variationen in traditioneller Manier fort, indem sie motivische und harmonische Ideen des Themas verwenden und dadurch neue Themen produzieren, welche das Thema in Charakter und Stimmung kontrastieren. In den ersten zwei Variationen steigert sich das Tempo erheblich. Variation III ist ein Adagio in sanglichem Charakter. Variation IV ist ein stilisierter Walzer, Variation V, molto moderato, cantabile, ist ein Kanon in Umkehrung; Variation VI ist sehr schnell (alla breve) und von heftigem Charakter, während die Textur kontrapunktisch ist. Variation VII nähert sich dem Stil eines Choralpräludiums an. Das Finale fügt, wie in der klassischen Musik üblich, eine Reihe von Ideen hinzu, welche nur Teile des Themas variieren. Diese werden hauptsächlich kontrapunktisch behandelt und streben einem finalen Höhepunkt zu.«
Der erhoffte Erfolg ließ auf sich warten. Die Fassung für Wind Band op. 43a, stellte Laienorchester vor erhebliche Schwierigkeiten. Mit der Goldman Band konnte ein professionelles Ensemble zur Uraufführung gewonnen werden, geleitet von jenem Edwin Franko Goldman, der Schönberg bereits 1934 für die Förderung seiner Sache gewinnen wollte. Da dieser zum Militärdienst eingezogen wurde, verzögerte sich die Premiere erheblich. In der Zwischenzeit war die Orchesterfassung am 20. Oktober 1944 in der Boston Symphony Hall durch das Boston Symphony Orchestra unter Sergej Koussevitzky uraufgeführt worden. Schönberg hatte die Aufführung mittels Radioübertragung mitverfolgen können und zeigte sich zunächst wohlwollend. Als er die Aufnahme noch einmal auf Schallplatten hörte, kritisierte er Koussevitzkys Interpretation jedoch heftig, u. a. aufgrund eines Mangels an Kontrasten und rhythmischer Lebendigkeit.

Von den Proben zur Uraufführung der Blasorchesterfassung, welche schließlich am 27. Juni 1946 stattfinden konnte, zeigte sich Felix Greissle hingegen beeindruckt. Edwin Franko Goldman und sein Sohn Richard Franko betreuten das Projekt und zeigten erheblichen Einsatz. Edwin bezahlte manche Proben des in permanenter Geldnot befindlichen Ensembles angeblich aus eigener Tasche, während Richard die gesamte Partitur auswendig konnte und nach jeder Probe auf strengste Kritik bestand. Auch für die Instrumentalisten fand Greissle warme Worte: »Der Ernst mit dem sich diese meist primitiven, braven Musiker ihrer Aufgabe gewidmet haben stellt alles, was ich bisher in diesem Land gesehen habe in den Schatten. Es war wirklich wie in den guten alten Zeiten des Vereines für musikalische Privataufführungen.« (Brief vom 29. Juni 1946)

Sebastian Slameczka | © Arnold Schönberg Center