7. Mai – 13. September 2004

Eine Ausstellung des Arnold Schönberg Center und der Universität für angewandte Kunst Wien in Zusammenarbeit mit den Wiener Festwochen.

Das Brett hat 10 mal 10 Felder. Das Schach wird von vier Parteien gespielt: Gelb und Schwarz sind Großmächte, Rot und Grün Kleinmächte. Jeder Partei ist ein Aufmarschraum angewiesen. Flieger, Kanonen und Maschinengewehre begeben sich in Angriffsstellung – das Ziel: Sturz des Königs. Zu Beginn der 1920er Jahre stürzte Arnold Schönberg mit der Erfindung eines Koalitionsschachs nicht nur die Schachregeln um, sondern mit der Entwicklung der »Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen« auch die bis dahin geltenden Regeln abendländischer Musik.

Schönbergs Ausdruckswille war nicht davon geleitet, in der Musik einen »größeren oder geringeren Grad an Schönheit« traditioneller Auffassung zu erreichen, sondern vom Antrieb »innerer Notwendigkeit«. Mit der Zwölftonmethode, einem visionären Bauplan zukünftiger kompositorischer Ordnung, legte er den für die Musik des 20. Jahrhunderts maßgeblichen Grundstein zur Emanzipation von traditionell hierarchischen Organisationsprinzipien. Die bahnbrechenden Gedankengänge vollzogen sich ab 1918 – historisch folgerichtig in einer Zeit von Umsturz und Neuordnung auch politischer und sozialer Hierarchien im Wien der Ersten Republik. Die Zwölftonmethode (oder Dodekaphonie) wurde denn auch von Schönberg selbst bewußt mit einem hegemonischen Anspruch gemessen, zukünftige Bedeutung seiner kreativen Innovationen visionär vorausdenkend.

Die Ausstellung zeigt originale Manuskripte sämtlicher dodekaphoner Werke Schönbergs, von der autographen Skizze bis zur Partiturreinschrift, welche Einblick in seine musikalische Welt geben und überdies den Konnex zwischen künstlerischem und strukturellem Denken, gestalterischem Ausdruckswillen und konstruktivem Bewußtsein beleuchten. Die von Schönberg entworfenen legendären Zwölfton-Artefakte, Möbel- und Spieledesigns, seine »Erfindungen« Notenschreibmaschine, Tennisnotation und Koalitions-Schach ergänzen den Blick auf ein komplexes kompositorisches Œuvre, das sich durch strenge Konstruktion und spielerischen Umgang mit dem musikalischen Material gleichermaßen auszeichnet.