Arnold Schönberg Die Jakobsleiter. Oratorium, Fragment Arnold Schönberg bekannte, den Stoff der Jakobsleiter (1915 – 1922) als Gleichnis für das Ringen des modernen Menschen um den Glauben, als Sinnbild einer aktuellen Problematik aufzufassen: »vielleicht war das Ärgste doch die Umstürzung all dessen, woran man früher geglaubt hat. […] Was ich meine, würde Ihnen am besten meine Dichtung ›Jakobsleiter‹ (ein Oratorium) sagen: ich meine – wenn auch ohne alle organisatorischen Fesseln – die Religion. Mir war sie in diesen Jahren meine einzige Stütze – es sei das hier zum erstenmal gesagt.« (Arnold Schönberg an Wassily Kandinsky, 20. Juli 1922) Ein Berufener, ein Aufrührerischer, ein Ringender, ein Auserwählter, ein Mönch und schließlich ein Sterbender werden von Gabriel an ihren Platz gewiesen, der ein anderer ist, als ihre Wünsche und Hoffnungen wähnen. In einem symphonischen Zwischenspiel werden die Wandlungen der Seelen gezeigt, die, je nach Verdienst, in immer neuen Inkarnationen trotz der Leitung durch Dämonen, Genien und Engel nicht aus dem Kreis dieser fortwährenden Wandlungen herauszufinden vermögen, bis sie Gabriel, am Ende des zweiten Teils des Oratoriums, lehrt, die Vereinigung mit Gott im Gebet zu suchen und so Erlösung im Aufgehen in Gott zu finden. |