Georg Schönberg, Mödling 1923 @ Arnold Schönberg Center

„Jetzt staune: Görgi ist in die Akademie eingetreten und lernt: ... Horn; dazu Klavier und privat (bei Kolisch) Geige. Interessiert sich augenblicklich sehr und ist geschickt.“

In einem Brief vom 26. Oktober 1922 informiert Arnold Schönberg seinen Schwager Alexander Zemlinsky über eine erfreuliche Neuigkeit: Sohn Georg (Görgi, geb. 1906) wurde in die Akademie für Musik in Wien als Student aufgenommen. Er belegte zunächst nur Instrumentalunterricht, im Jahr darauf auch Nebengegenstände.

Mit Prof. Karl Stiegler konnte Schönberg für seinen Sohn eine Koryphäe gewinnen: „Im Jahre 1876 als Sohn eines Archivars der Wiener Hofoper geboren, kam er schon im Alter von dreizehn Jahren an das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Zehn Jahre später bemühten sich die Leiter der hervorragendsten Kunststätten Europas, den schon damals rühmlichst bekannten jungen Musiker zu gewinnen und bald finden wir ihn an der Wiener Hofoper und bei den Wiener Philharmonikern, sowie als Leiter der Lainzer Jagdmusik, in einem Wirkungskreise, dem er als echter und heimattreuer Österreicher trotz glänzender Lockungen der Fremde unwandelbar treu blieb. […] Ungezählt sind die Veranstaltungen künstlerischen, gesellschaftlichen und charitativen Charakters, denen er durch den unsagbar schönen Klang seines Hornes, allein oder im Zusammenspiele mit anderen Künstlern, im Konzertsaale, in Gotteshäusern und in Wald und Feld höhere Weihe verliehen hat.“ (Nachruf in: Wiener Allgemeine Forst- und Jagdzeitung, 17. Juni 1932, S. 148)

Über den Kauf eines Instruments für Georg informiert ein Brief Alban Bergs an seine Frau Helene vom 22. September 1922: „Dann marschierte ich mit Schönberg los, ein Waldhorn kaufen für Görgi, der heute Geburtstag hat u. der sich zum Orchestermusiker auf diesem Instrument (Horn) ausbilden will u. soll (letzteres eine sehr gute Idee). Nachdem wir in sämtlichen Fabriken Wiens waren, entschloß sich Schönberg endlich für ein Horn, das eine Million, achthunderttausend Kronen kostete.“

Von Schönbergs Hand sind einige an Karl Stiegler bzw. die Akademie gerichtete Schriftstücke überliefert, davon wir eines für unser Archiv erwerben konnten. Auf einer rückseitig beschrifteten Visitenkarte entschuldigt er im Jänner 1924 das Fernbleiben seines Sohnes von der Hornstunde:

»Sehr geehrter Herr Professor, gestatten Sie, – bitte freundlichst – meinem Sohn, dass er der heutigen Stunde fernbleibt? Er möchte gerne eine Probe mitanhören.
Ergebenst Arnold Schönberg
21. Jänner 1924«

Georg Schönbergs Ambitionen auf eine Hornkarriere waren beschränkt. In einem mit „Mein Lebenslauf“ überschriebenem Kantatentext (Mödling, ca. 1960) blickte er auf unrühmliche Jugendjahre zurück, die wenig Spielraum für eigene Zukunftsplanung ließen. „Nach dem Gymnasium wurde ich gegen meinen Willen gezwungen die Musikakademie zu besuchen. […]  Wir überstanden es beide, die Akademie und ich.“